Zeit oder Energie…
Woher kommt diese Alternative…
Fangen wir vielleicht damit an, dass große Anteile unserer Gesellschaft regelmäßig über Mangel an Zeit, oder auch Energie/“Kräften“ klagen (lassen wir die ewig meckernden Freunde außen vor; die klagen meistens übers Geld…und gerade dieser Zielgruppe geht es ausgesprochen gut).
Wenn ich einen Bezug auf die Mehrheit der Patienten nehme – diese beklagen im Wechsel, entweder Zeit- oder Energiedefizite. Es würde heißen, wo es ihnen besser geht – arbeiten sie bis zum Umfallen, um sich den vermeintlichen Lebensstandard auszubessern…
Demzufolge haben sie auch keine Zeit, um – zum Beispiel – sich angemessen zu regenerieren.
Sollten sie wieder von den Kräften verlassen werden (was im Zuge der Raubwirtschaft am eigenen Körper und Geist wie Amen im Gebet kommt), dann besuchen sie etliche Ärzte und Therapeuten, womit ihr Zeitkalender wiederum voll wird. Also – schon wieder keine frei verfügbare Zeit.
Über ähnliche Erfahrungen berichten auch die anderen Fachkollegen. Das Thema scheint also ziemlich weit verbreitet sein; anscheinend ziehen es viele Vertreter unserer Gesellschaft vor, lieber die Zeit buchstäblich zu „verpulvern“, als sich die „Zeit zu nehmen“, um die kausalen Zusammenhänge zwischen der „Zeit und Energie“ kennenzulernen.
Es sollte aber nicht heißen, dazu bräuchte man gleich eine Sporthochschule oder Managementstudium abschließen.
Im Oktober 2007 erschien in der Zeitschrift Harvard Business Revue ein Beitrag „Manage Your Energy, Not Your Time“, mit einem klaren Resümee bezüglich Interaktionen zwischen dem Zeit- und Energieaspekt im Berufsleben. Die Wissenschaftler kamen anhand der o.a. Studie (Beobachtung der Mitarbeiter einer Bank) zu einem klaren Schluss: dass Wichtigste scheint das Gefühl für die Verfügbarkeit der eigenen Kraftressourcen. Der Kalender sollte sich eher an diesem Potential orientieren, als rigide welchen strategischen Plänen folgen.
Interessant, wie viele Firmen haben (weltweit) diese Botschaft umgesetzt?
Im Frühjahr 2013 gab es eine etwas breitere Diskussion in der (deutschen) Presse über den Stressfaktor (vergleichen Sie bitte auch unseren Sonderbeitrag dazu: “Stress Teil1″.).
Als einen interessanten Ansatz könnte man hier eine Ausarbeitung “Warum wir den Druck brauchen” ( Tagesspiegel.de/Wissen , 29 April 2013 mitunter mit Berufung auf eine Studie der Techniker Kasse) anführen, wonach der Stress beinahe neu „rehabilitiert“ wurde. Wir bräuchten den angeblich alle, um richtig im Beruf voranzukommen…
Anscheinend gibt es im Ausland doch andere wissenschaftlich belegte Meinungen dazu (man nenn es: Evidenz basiertes Wissen); der Stress wird nach wie vor für gerade 40% sämtlicher Berufserkrankungen verantwortlich gefunden.
Die ständige Betonung der Wichtigkeit von Arbeit hat auch in den letzten Jahrzehnten zur Verzerrung der einst klaren Grenzen zwischen Arbeit und Privat- Familienleben geführt, und zwar mit einer ganzen Reihe von weiteren Konsequenzen für unser Wohlbefinden sowie die Lebensgestaltung.
Vielleicht ein passender Ausschnitt aus dem erwähnten Beitrag:“Wieviel Freizeit braucht der Mensch?” (Yahoo/Lifestyle vom 17 Juni 2013) dazu:
Damit es mit der täglichen Dosis Freizeit klappt, schlägt „Direct Line Insurance“ folgenden Zeitplan vor:
Frühstück: 22 Minuten
Duschen: 21 Minuten
Pendeln: 1 Stunde und 26 Minuten
Soziale Netzwerke checken: 18 Minuten
Arbeit: 8 Stunden und 7 Minuten
Zeitung lesen (online/offline): 18 Minuten
Mittagspause: 53 Minuten
Zeit mit der Familie/Freunden verbringen: 49 Minuten
Zeit nur für sich: 1 Stunde und 6 Minuten
Abendessen: 1 Stunde und 6 Minuten
Arzt-, Banktermine etc.: 45 Minuten
Film und TV gucken: 1 Stunde und 3 Minuten
Schlafen: 7 Stunden und 26 Minuten”
…
Na ja, jeder muss es für sich selber entscheiden, was er aus seinem Leben zu machen bedenkt.
Ein persönlicher Slogan für alle meinen Freunde lautet: „Das Leben ist eine Wahl- und Ausdrucksmöglichkeit. Keine Pflicht“.
Das Thema ist selbstverständlich zu komplex, um es mit ein paar Sätzen abzugelten; ich komme gern in Kürze auf diese Zusammenhänge erneut zu sprechen.
Vorerst möchte ich auf einen der Aspekte etwas näher eingehen, auf den Zeitaspekt. Um die Gelegenheit zu nutzen darf ich Sie an unseren passenden Programmartikel aufmerksam machen:
„Zeit.Teil1. Annährungsversuch.“
Euer Marcin
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