Wundheilungsstörung.
F: Inwiefern sei das Thema so wichtig, dass es einer gesonderten Besprechung bedarf?
A: Es ist schon wichtig genug, respektive zunehmend relevant. Die Voraussetzungen für eine Wundheilungsstörung haben sich in den letzten zig Jahren grundlegend geändert.
F: Inwiefern geändert?
A: Wenn man in der Geschichte der Medizin etwas zurückblättert, findet man viel zu diesem Thema. Meistens - als Komplikationen nach welchen gravierenden Verletzungen, mit der Wunde.
Eine offene Wunde, die verunreinigt wurde, stellte in der Zeit bis zu dem Einsatz von Antibiotika immer ein ernstzunehmendes Problem; nicht selten mit einem anschließenden langwierigen Heilungsprozess.
Manchmal endeten solche Fälle auch tödlich. Inzwischen setzen sich mit derartiger Problematik insbesondere die Spezialkliniken auseinander (Bergbau, Berufsgenossenschaft, Sport, Militär).
F: Dank dem Einsatz von Antibiotika kam es allerdings bei der Behandlung der „typischen Fälle“ zu einem Durchbruch, oder?
A: Allenfalls. Es kam zu einer gravierenden positiven Veränderung für die Betroffenen in Bezug auf das Zeitfenster der zu erwartenden Heilung, sowie - auf die Erfolgsaussichten. Man hört immer weniger von tödlichen Fällen bei Aspirationspneumonie oder Blutvergiftung.
Das war allerdings nicht der Grund, für ein gesondertes Kapitel auf unserem Open Web Portal.
F: Sondern?
A: Wie angedeutet: die „Grundvoraussetzungen“, unter welchen vonseiten des Patienten zu Wundheilungsstörungen kommt. Damit wird nicht die Seite der „technischen“ Versorgung des Patienten gemeint, sondern – eine Überlegung im Sinne der Optimalisierung der eigenen Lebensweise, im Hinblick auf die vorbekannten Risikofaktoren im Falle einer Verletzung.
Vorwiegend handelt es sich dabei um einen Komplex an Umständen, die zu der Entstehung von Zivilisationskrankheiten führt.
F: Wird damit Diabetes gemeint?
A: Schon, aber nicht nur; Diabetes kommt nicht alleine. Man redet inzwischen von dem so genannten „metabolischen Syndrom“.
F: Bei den Diabetikern ist die Tendenz zu einer Wundheilungsstörung schon lange bekannt; wieso sollte es aber auf einmal zu einem Problem werden?
A: In der Tat – die Heilungsproblematik bei den Diabetikern war schon seit Anbeginn der Zeiten vorbekannt. Eine andere Tatsache war, es gab damals keine Behandlungsmöglichkeiten für die Diabetiker Typ I; und es gab kaum Menschen mit Diabetes Typ II. 1955 lag der Anteil von Diabetikern in Deutschland bei 0,3% der Population; inzwischen schätzt man es - inklusiv den frühen Stadien (Prädiabetes) - bis zu 20%, die Prognosen werden immer wieder nach oben korrigiert.
Sehen Sie es aber nicht alleine ein „statistisches“ Problem. Sonst hätte es für mich keinen Sinn, auf unserem Open Web Portal sich damit zu beschäftigen. Die Behandlung selbst gehört in die Hände der zuständigen Ärzte.
Der Mensch selber kann aber Einiges tun, um nicht zu einem potentiellen Risikopatienten zu werden.
F: Was sollte man dann machen, um die Risiken der potentiellen Wundheilungsstörungen möglich niedrig zu halten?
A: Am besten gesund sein. Nach Möglichkeiten fit bleiben. Es ist die beste Prävention gegen Entwicklung von sämtlichen „Zivilisationskrankheiten“.
F: Die Zivilisationskrankheiten fungieren bei Ihnen in etwa wie der „rote Faden“; wieso jetzt schon wieder bei den Wundheilungsstörungen?
A: Die Antwort ist sehr einfach: egal an welcher Ecke beginnt der Sack zu reißen – irgendwann ist sein Inhalt alle. Ähnlich passiert auch mit den gesundheitlichen Reserven. Früher hat man bloß die kausalen Zusammenhänge zwischen Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck Übergewichtigkeit und Diabetes nicht so deutlich erkannt.
Inzwischen weiß man es, wenn jemand an Diabetes erkrankt – irgendwann bekommt er auch Fettstoffwechselstörungen und womöglich Bluthochdruck. Umgekehrt auch: Übergewicht und die Probleme mit den Fetten führen genauso mit dem Zeitverlauf zu der Entwicklung von einem „vollsymptomatischen“ metabolischen Syndrom, da ist Diabetes auch mit dabei.
F: Der Nachdruck geht aber auf Diabetes?
A: Jain. Es ist schon klar, das Gewebe, welches vom Zucker „durchtränkt“ ist – heilt schlechter. Auch die Flora von Haut und Darm ist gestört, was immer wieder mitspielt (wie zum Beispiel bei den hartnäckigen Hefepilzinfekten) .
Allerdings, die Wundheilungsstörung wird auch relevant beeinträchtigt, wenn die Durchblutungslage – aus dem Grunde, wie auch immer - nicht mehr stimmt. Ganz dramatisch kann es (zum Beispiel) bei den peripheren Durchblutungsstörungen werden (PAVK); dazu muss man aber keinen Diabetes haben.
Auch eine quantitative und Qualitative Unterernährung spielen eine zunehmende Rolle.
F: Wenn man es mit einem Satz zusammenfassen könnte?
A: Der Nachdruck der ganzen Sache geht auf die Prävention der Zivilisationskrankheiten; fit und aktiv bleiben, individuellen Speiseplan verfolgen, genug Zeit für den Schlaf und Regeneration einräumen; regelmäßig entspannen – aber auch „entschlacken“. Die „Balance“ soll aufrechterhalten werden.
Kommentar hinterlassen